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Symptomatische und medikamentöse Therapie
Klinisch relevante Schmerzzustände bestehen in 29 bis 80 Prozent aller MS-Patienten und beeinflussen wesentlich die Lebensqualität. Zu unterscheiden sind anfallsartig auftretende (paroxysmal) Schmerzen (Trigeminusneuralgie, Lhermitte-Symptom, „tonische Hirnstammanfälle“- schmerzhafte tonische Spasmen) und dauerhaft (chronisch) bestehende Schmerzen (vor allem im unteren Rückenbereich bei Schwäche, Haltungsstörungen, Osteoporose) oder in Verbindung mit Spastik, Kontrakturen oder infolge von Gefühlsstörungen. Neben Physiotherapie (proximale Stabilität, Haltungsverbesserung, Transferschulung, Verordnung geeigneter Hilfsmittel), Physikalischer Therapie ( Stangerbad, Massagen u. a.) kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz:
Die Schmerzmedikation erfolgt mit Antidepressiva wie Amitryptilin (Saroten®) und Antiepileptika:, wieCarbamazepin (Tegretal®), Gabapentin (Neurontin®), Lamotrigin (Lamictal®), Pregabalin (Lyrica®).
Neben Spastiktherape und Physikalischer Therapie ist oftmals eine medikamentöse Therapie notwendig. Diese bedarf einer erfordernisbezogenen Verteilung über den Tag. Die ideale Dosis ist langsam „aufzudosieren". Ziele sind eine subjektiv geringere Spastik, weniger Schmerzen oder Kloni.
Medikamente der ersten Wahl: Baclofen (Lioresal®), Tizanidin (Sirdalud)®
Medikamente der zweiten Wahl: Clonazepam (Rivotril®), Tetrazepam (Musaril®),Dantrolen (Dantamacrin®), Gabapentin (Neurontin®).
Weiterhin sind die lokale Anwendung von Botolinumtoxin (lokale Spastik: Adduktorenspastik) und die intrathekale Anwendung von Baclofen (Applikation direkt in den Rückenmarkskanal über ein Pumpsystem) möglich.
Das MS-Fatigue-Syndrom ist charakterisiert durch das Auftreten tagsüber, teilweise schon morgens nach erholsamem Nachtschlaf. Es nimmt im Tagesverlauf zu und wird verstärkt durch Hitze und Schwüle. Diese Müdigkeit erscheint schwerwiegender als eine „normale“ Erschöpfung, beeinträchtigt alltägliche Tätigkeiten und korreliert nicht mit einer Depression oder einer körperlichen Beeinträchtigung.
Abzugrenzen sind andere Ursachen der Ermüdung wie eine gestörte Nachtruhe (Blasenfunktionsstörungen, Spasmen), Depressionen, Anämie, Hypothyreose, Elektrolytstörung, muskuläre Erschöpfung bei Schwäche mit Erholung durch Ruhepausen. Ein Auftreten kann auch im Zusammenhang mit einem aktuellem Schub stehen, mit anderen Belastungen oder als Nebenwirkung neu verordneter Medikamente.
Die Behandlung beruht zunächst auf Verhaltensempfehlungen:
Erleichterung häuslicher und beruflicher Tätigkeiten, Einplanung von Ruhe- und Entspannungsphasen (Arbeits- und Tagesplanung), Verteilung schwerer und leichter Aufgaben, dem Einhalten von Pausen vor der Erschöpfung, dem Setzen von Prioritäten.
Basis der Therapie ist die Physiotherapie: Erlernen energiesparender Bewegungen, tägliches aerobes Übungsprogramm.
Weiterhin spielen Schlafregulation, Stressmanagement und Entspannungsverfahren eine Rolle. Hitze ist zu meiden, Kälte kann therapeutisch genutzt werden (kühle Bäder, Klimaanlage).
Die medikamentöse Therapie besteht aus: Amantadin (PK-Merz®, Modafinil (Vigil®)(allerdings hat bislang kein Medikament in Deutschland für diese Indikation eine Zulassung).
Die medikamentöse Therapie des Tremors ist schwierig. Hilfreich kann beim Intentionstremor (bei einer Zielbewegung zunehmendes Muskelzittern) eine kurzzeitige Eisanwendung sein (eine Minute z. B. für bedarfsbezogene Eigentherapie – katheterisieren, Arbeit am PC...).
Medikamentöse Therapieversuche mit sogenannten Betarezeptorenblockern sind in ihrer Wirksamkeit bei dieser Form nicht eindeutig bewiesen, ähnliches gilt für Medikamente aus der Epilepsietherapie (Antiepileptika: Carbamazepin, Primidon, Gabapentin, Clonazepam) oder Isoniazid, einem Medikament, welches in der Behandlung der Tuberkulose eingesetzt wird.
Bei besonders stark ausgeprägtem Tremor ist eine operative Therapie zu erwägen (elektrische Tiefenhirnstimulation).
Bis zu 80 Prozent der MS-Patienten leiden nach zehn Jahren an Störungen der Blasenentleerung - einer eingeschränkten Speicherfunktion, imperativem Harndrang, erhöhter Miktionsfrequenz, verzögerter Blasenentleerung, Harnverhalt, Restharnbildung und / oder Inkontinenz. Die Symptomatik kann durch Medikamentennebenwirkungen überlagert werden. Folgen können häufige Harnwegsinfekte, Schmerzen und gestörter Schlaf durch nächtlichen Harndrang sein.
Häufig ist vor Therapiebeginn eine Diagnostik notwendig. Sie kann das Führen eines sogenannten Miktionstagebuches (Dokumentation der Häufigkeit des Wasserlassens und der Urinmenge), die Restharnbestimmung, die Bestimmung von Nierenwerten oder von Krankheitserregern in der Blase beinhalten.
Bei Bedarf kann eine urologische apparative Diagnostik notwendig werden, die eine Aussage über die gestörte Funktion des Blasenentleerungsreflexes geben kann (Uroflow, Urodynamik, Sonografie der harnableitenden Organe).
Die Therapie soll die Speicherfunktion der Blase verbessern, die Entleerungsfrequenz normalisieren und die Kontinenz erhalten bzw. wiederherstellen. Ziel ist es auch, Nierenschäden durch Harnaufstau zu verhindern und so die Lebensqualität zu verbessern.
Nicht medikamentöse Empfehlungen sind Aufklärung über Verhaltenshinweise (Trinkmenge über den Tag verteilen, individuell geplante Miktionsintervalle, keine Verzögerung nach Spüren des Harndranges), Beratung, Blasentraining, Toilettentraining und Hilfsmittelberatung (Einlagen, Windeln, extern ableitende Hilfsmittel).