Faktencheck zum GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau
In den zurückliegenden Wochen wurde viel über die Strukturmaßnahmen der GLG Krankenhäuser Angermünde und Prenzlau geschrieben und gesprochen. Der GLG-Unternehmensverbund hatte zuletzt Fragen und Aussagen von Mitarbeitern und Bürgern gesammelt und versucht die häufigsten Fragen nun mit einem Faktencheck zu beantworten.
Im ersten Teil geht es um das Krankenhaus in Prenzlau.
Wird das Krankenhaus abgewickelt und langfristig geschlossen?
Nein, ganz im Gegenteil. Das Krankenhaus bleibt fester Bestandteil der Kreisstadt Prenzlau. Jegliche Maßnahme zielt genau auf den Erhalt des Krankenhausstandortes ab. Das GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau wird zu einem Fachkrankenhaus. Zukünftig mit den Fachrichtungen der Klinik für Geriatrie und der Klinik für Innere Medizin. Ergänzt mit weiteren Leistungsangeboten im ambulanten und teilstationären Bereich.
Warum wird jetzt etwas unternommen und warum geschah dies nicht früher?
Zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen Stabilität und zur Weiterentwicklung des medizinischen Angebotes im GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau wurden in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt, insbesondere mit Inanspruchnahme des Strukturfonds seit 2014. Ohne Anspruch auf eine chronologisch korrekte Aufzählung, waren die wesentlichen Maßnahmen:
- Anbau OP-Bereich mit Intensivstation und Rettungsstelle
- Integration und Aufbau von Beratungsstellen
- Integration und Aufbau der Geriatrie
- Integration und Aufbau onkologischer Therapieangebote
- Erweiterung des Leistungsangebotes in der Funktionsabteilung Endoskopie
- Eröffnung MVZ am Kreiskrankenhaus
- Änderung des Landeskrankenhausplans mit Verlegung der vollstationären Geriatrie vom GLG Werner Forßmann Klinikum in das GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau
- Umbaumaßnahmen alter OP
- Planung der Umbaumaßnahmen „weißes Haus“ zu einer Pflegeeinrichtung
- neuer Hubschrauberlandeplatz
- Einführung eines werktäglichen Abgleichs der Soll/Ist Belegung
- und zuletzt der Aufbau einer onkologischen Tagesklinik in Trägerschaft vom WFK im KKH Pz
Alle aufgezählten Maßnahmen hatten stets die Zielstellung, dass diese sowohl den Standort des Krankenhauses festigen, die wirtschaftliche Situation verbessern und den Bedarfen der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung entsprechen.
Der jetzige Zeitpunkt für die Sanierungsmaßnahmen ist bewusst gewählt. Noch besitzt die GLG die wirtschaftliche Stärke, um die zukunftssichernden Maßnahmen aus eigener Kraft umzusetzen. Würde der Unternehmensverbund noch länger abwarten, würde dieses wirtschaftliche Fundament weiter abschmelzen und der Zeitrahmen einer Sanierung wäre noch kürzer. Ohne dabei die Gewissheit zu besitzen, dass es noch die Möglichkeit einer Sanierung gibt, denn ein „Weiter so wie bisher“ würde zwangsläufig in eine Zahlungsunfähigkeit führen. Die GLG wäre nach der Gesetzgebung verpflichtet, einen entsprechenden Antrag auf Insolvenz zu stellen. Dies soll vermieden werden, weshalb genau jetzt die Entscheidung zur Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen getroffen wurde.
Wird es in Prenzlau keine Notfallversorgung mehr geben?
Die Rettungsstelle in Prenzlau bleibt weiterhin 24 Stunden am Tag geöffnet. Zu keinem Zeitpunkt der konzeptionellen Überlegungen im Rahmen der Erarbeitung des Sanierungskonzepts wurde über die Schließung der Rettungsstelle nachgedacht. Es war von Beginn an ein klar formuliertes Ziel, dass in der Kreisstadt Prenzlau rund um die Uhr die Erste Hilfe sichergestellt bleiben muss. Neben der 24/7 Präsenz von Pflegefachkräften, sind auch weiter 24/7 Ärzte vor Ort. In der Prenzlauer Rettungsstelle werden weder das Notfalllabor abgebaut, noch irgendwelche andere Infrastruktur für Telemedizin reduziert. Ganz im Gegenteil: Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung und der Vernetzung mit Krankenhäusern der Schwerpunktversorgung wird der Bereich der Telemedizin zukünftig eher aus- statt abgebaut werden. Auch die privat geführte radiologische Praxis verbleibt am Krankenhaus.
Ergänzend zur Rettungsstelle, hat die GLG einen Antrag zur Eröffnung einer Bereitschaftsdienstpraxis gestellt. Folglich sollen die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, neben der akuten medizinischen Hilfe durch Beschäftigte des Krankenhauses, dort auch den hausärztlichen Notdienst in Anspruch nehmen zu können.
Werden in einem Fachkrankenhaus der Geriatrie nur noch „Alte“ behandelt?
Der Leistungsschwerpunkt liegt auf den Fachbereich der Geriatrie. Jedoch wird auch weiterhin die Klinik für Innere Medizin erhalten. Auch die Innere wird über entsprechende Bettenkapazitäten verfügen, somit werden auch weiterhin Fachärzte der Inneren Medizin in Prenzlau vorgehalten.
Ist der Rückgang der Patienten wirklich so stark? Die Betten sollen doch immer belegt sein.
Die folgende Darstellung zeigt die Anzahl der Fälle je Fachabteilung. Die Zahlen wurden durch das BAB Institut im Auftrag der Gewerkschaft ver.di präsentiert (siehe unten Abbildung 01).
In der Hochrechnung der Fälle für 2024 ergibt sich eine Gesamtreduktion der Fälle von -28% im Vergleich zu 2019. In allen Fachabteilungen, mit Ausnahme der Geriatrie, reduzierte sich die Anzahl der behandelten Fälle um mindestens -30%. Die getroffenen Maßnahmen zur Anpassung der Strukturen im GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau entsprechen der Fallzahlentwicklung der letzten sechs Jahre.
Ist die wirtschaftliche Situation wirklich so schlecht?
Auch hier liegt eine Analyse im Auftrag der Gewerkschaft ver.di vor, die wirtschaftlichen Kennzahlen wurden durch das Beratungsinstitut CAIDAO dargestellt. Der Jahresabschluss 2024 liegt noch nicht vor, deshalb sind die Ergebnisse 2019 bis 2023 visualisiert. Die Ergebnisse beziehen sich auf das MSZ insgesamt. (siehe unten Abbildung 02)
Was passiert mit akuten Notfällen, wenn es keine Intensivstation mehr gibt?
Bereits heute entscheiden die diensthabenden Notärzte, welches Krankenhaus auf das jeweils vorliegende akute Geschehen entsprechend spezialisiert ist. Zum Beispiel bei einem akuten Schlaganfall, ist die überregional zertifizierte Stroke Unit in Eberswalde der erste Anlaufpunkt. Bei einem akuten Herzinfarkt das jeweils nächstgelegene Herzkatherlabor oder bei schweren Verbrennungen wird schon heute das Unfallkrankenhaus Berlin als spezialisierte Einrichtung ausgewählt. Daran wird sich nichts ändern. Wie auch in der Vergangenheit wird das Krankenhaus Prenzlau auch in Zukunft in der Lage sein, akute Hilfe erbringen können. Bereits heute werden Patienten in der Rettungsstelle untersucht und stabilisiert, je nach Indikation erfolgt anschließend eine Verlegung in eine spezialisierte Klinik. Nicht jedes Krankenhaus kann alle Leistungen vorhalten und erbringen. Weiterhin sollte auch nicht jedes Krankenhaus jede Art von Leistungen erbringen, allein aus Gesichtspunkten der Behandlungsqualität und Patientensicherheit. Dies entspricht auch dem Ansinnen aller bisherigen und der aktuell beschlossenen Krankenhausreform.
Alle Ärzte und Pflegekräfte werden regelmäßig in Erster Hilfe geschult, um akute Notfälle der Patienten versorgen zu können. Die Teilnahme an den Reanimationsfortbildungen ist schon seit Jahren Pflicht. Sowohl in der Rettungsstelle, im Aufwachraum oder auf den peripheren Stationseinheiten werden keine Überwachungsmonitore entfernt. Das Haus wird weiterhin in der Lage sein, auch in Kombination mit dem Notfalllabor, rund um die Uhr die Vitalzeichen und Laborwerte der Patienten zu überwachen. Im Zuge der neuen Leistungsangebotsstruktur werden auch neue Verfahrensanweisungen des Notfallmanagements erarbeitet. Weiter steht die GLG in einem engen Austausch mit der uckermärkischen Rettungsdienstgesellschaft.
Was ist konkret geplant? Vor allem bis wann?
- Ab dem 01.07.2025 verbleiben zwei Stationseinheiten mit je 30 Betten, folglich insgesamt 60 Betten für die Fachabteilungen Geriatrie und Innere Medizin. Diese werden sich auf der Ebene der aktuellen Stationen Operatives Zentrum und Interdisziplinäre Station befinden.
- Zum 30.06.2025 wird die vollstationäre Versorgungsmöglichkeit der Chirurgie und der Intensivmedizin beendet.
- Die Rettungsstelle bleibt 24/7 geöffnet und soll zukünftig um eine Bereitschaftspraxis ergänzt werden.
- In die Räumlichkeiten der jetzigen Intensivstation wird die Funktionsabteilung Endoskopie einziehen. Zukünftig finden Patienten dort das Uckermärkische Endoskopiezentrum.
- Die aktuellen Stationen Innere 1 und Ambulantes Zentrum werden zum 30.06.2025 die Versorgung beenden. Auf diesen Ebenen erfolgen anschließend bauliche Maßnahmen. Spätestens zum 31.12.2025 zieht im Erdgeschoss die Psychiatrische Tagesklinik für Kinder- und Jugendliche vom GLG Martin Gropius Krankenhaus, im 1. Obergeschoss die Psychiatrische Tagesklinik für Erwachsene vom GLG Krankenhaus Angermünde ein.
- Am bestehenden MVZ gibt es keinerlei Veränderungen, alle bestehenden Praxen bleiben unverändert bestehen. Folglich die Praxen für Neurologie und Nervenheilkunde, Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Hämatologie und Onkologie, Chirurgie sowie die Praxis für Strahlentherapie. Neu hinzu kommt eine onkologische Tagesklinik in Trägerschaft des GLG Werner Forßmann Klinikums.
Folgende Leistungsangebote bleiben unverändert bestehen:
- Tagesklinik der Geriatrie am Standort GLG Werner Forßmann Klinikum
- Beratungsstelle für Abhängigkeitserkrankte
- Krebsberatungsstelle
- ambulante Angebote in der Physio- und Ergotherapie
- Cafeteria und Speisenversorgung
- privat geführte radiologische Praxis
- Berufsgenossenschaftsambulanz
An neuen und zusätzlichen ambulanten medizinischen Angeboten planen wir:
- Facharztpraxis/ Institutsambulanz Kardiologie
- Facharztpraxis/ Institutsambulanz Gastroenterologie
- zusätzliche Facharztpraxis/ Institutsambulanz Chirurgie
- mindestens eine neue zusätzliche Hausarztpraxis, in Verbindung mit Leistungen der Inneren Medizin
Die neuen und zusätzlichen Sprechstunden sollen im 1. Obergeschoss im Hauptgebäude angesiedelt werden. Aktuell laufen hier die Verhandlungen und Beratungen zu den neuen geplanten ambulanten Sprechstunden.
Für eine vereinfachte visuelle Darstellung siehe unten Abbildung 03.
Was passiert im „weißen Haus“?
Nachdem die Küche aus dem „weißen Haus“ ausgezogen ist, sollen zeitnah die Baumaßnahmen für eine Pflegeeinrichtung beginnen. Die GLG Ambulante Pflege & Service GmbH möchte eine Tagespflege, Wohnraum für Pflegebedürftige sowie Räumlichkeiten für die Mobile Hauskrankenpflege und Arbeitnehmervertretung zukünftig am Standort in Prenzlau vorhalten.
Ist die Vision von Prenzlau auch verlässlich?
Alle getroffenen Entscheidungen verfolgen drei Ziele:
- Erhalt des Krankenhausstandortes
- Erhalt der medizinischen Grundversorgung
- Wiederherstellung der wirtschaftlichen Stabilität
In der Gesamtschau zeigt sich ein komplexes Gesundheitszentrum für die Kreisstadt und darüber hinaus.
- Die GLG hält die akutmedizinische Betreuung in einem Fachkrankenhaus für Geriatrie und Innere Medizin vor.
- Die GLG baut den ambulanten Bereich stark aus, dadurch verkürzen sich die Wartezeiten auf einen Facharzttermin bzw. für die Aufnahme bei einem Hausarzt.
- Die GLG konzentrieret die Leistungsangebote der Psychiatrie am Krankenhaus.
- Die GLG schafft neue Versorgungsmöglichkeiten in der ambulanten und teilstationären Pflege.
- Das GLG Kreiskrankenhaus Prenzlau ist und bleibt 24/7 für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar.
Ja, die getroffenen Entscheidungen sind weitreichend, jedoch genau überlegt und abgewogen. Trotz des ambitionierten Zeitrahmens der Umsetzung, versichert die GLG, alles daran zusetzen, dass die aufgezählten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden. Dazu soll sich auch mit Nachdruck bei den entscheidenden Gremien eingesetzt werden.
Eine Kreisstadt ohne Krankenhaus, eine Kreisstadt ohne medizinische Grundversorgung und eine Kreisstadt ohne Erste Hilfe ist nicht vorstellbar und für die GLG keine Alternative. Genau deshalb müssen jetzt zukunftssichernde Maßnahmen angesteuert und zeitnah umsetzt werden.
Wir bitten um Ihr Vertrauen.
Robert Schindler
Bevollmächtigter der Geschäftsführung
Konzernpflegedirektor
Verwaltungsdirektor GLG Ambulante Pflege & Service GmbH